Die Anfänge unserer Kolonie Ruhwald – Eine Reise durch die Zeit

1913

Die Geburtsstunde

Am 28. Juni 1913 wurde der “Verein der Gartenlandpächter Ruhwald e.V.“ ins Leben gerufen – ein Meilenstein für alle Hobbygärtner und Naturfreunde. Damals bestand unsere Kolonie aus stolzen 175 Gärten, die sich auf 78.504 m² verteilten. Die Pacht? Gerade mal 1,4 bis 1,6 Pfennig pro Quadratmeter. Eigentümer des Geländes waren die Reichspost und die Stadt Berlin.

1923

Zeiten des Wandels

Am 20. Juli 1923 wurde ein neuer Pachtvertrag mit der Boden AG Charlottenburg-Westend geschlossen – unsere Kolonie war mit dabei. Allerdings schrumpfte die Fläche auf 53.002 m². Massive Bauten waren nicht erlaubt, vorhandene Lauben wurden “geduldet“, mussten aber mit einem Aufschlag – dem dreifachen Pachtpreis – bezahlt werden.

1924

Ein Blick zurück

Ein Rechtsstreit brachte 1924 Erstaunliches ans Licht: Schon 1905 sollen an der heutigen Spreetalallee erste Gärten bestanden haben. 1911 erhielt die Kolonie “Spreetalallee“ sogar eine Wasserentschädigung von der Stadt. Geschichte, die Wurzeln schlägt!

1937

Dunkle Zeiten

Zu Weihnachten kam die Kündigung: Die Forschungsanstalt der Reichspost beanspruchte das Gelände. Pächter wie Gartenfreund A. Schmidt (Parzelle 74) wurden aufgefordert, rasch zu räumen. Als Entschädigung gab es 22 Reichspfennige pro m², für vorhandene Lauben 120 Reichsmark.

1938

Wachstum trotz schwerer Zeiten

Am 1. April wurde ein neues Gelände am Alten Fürstenbrunner Weg – östlich der alten Gärtnerei Rochlitz – zwischen dem Ruhwaldweg und der Eisenbahn dem Verein zugewiesen – rund 6.320 m², vorher als “Neu-Roberts Park“ genutzt. Damit wuchs die Kolonie trotz schwieriger Zeiten.

1939

Mit neuem Namen

Ab dem 1. Januar 1939 hieß unsere Kolonie offiziell “Kleingartenvereinsgruppe Ruhwald e.V.“ – so beschlossen im Einvernehmen mit dem Stadtgruppenführer der Kleingärtner.

1941

Auflösung

Am 1. Juli 1941 wurde der Verein offiziell aufgelöst – eine Entscheidung, die der Stadtgruppenführer durchführte. 

1943

Zerstörung durch Bombenangriffe

Auch unsere Kolonie blieb im Zweiten Weltkrieg nicht verschont: Bomben zerstörten Lauben, das Vereinsleben kam zum Erliegen. Doch nach dem Krieg wurde jeder Quadratmeter für den Gemüseanbau genutzt, selbst die Wege!

Wiederaufbau, Fortschritt und erste Feste – Ruhwald wächst

1946

Britische Besatzung

Die britische Besatzung vergab neues Grabeland – je ca. 300 m² –, jedoch streng zweckgebunden für Obst und Gemüse. Lauben? Nicht erlaubt. Doch die Kolonisten hielten zusammen. Hoffmanns Restaurant “Café Ruhwald“ an der Spreetalallee wurde zum Treffpunkt für Familien, für Feste und sogar Sprechstunden des Vorstands. 

1947

Wiedervereint im Verband
Die Alliierten hoben das Vereinsverbot auf, und schon 1947 war unsere Kolonie wieder Teil des neu gegründeten Bezirksverbands Charlottenburg der Kleingärtner.

1948

Strom für alle!

Ein großer Moment für die Kolonie: 1948 wurde die erste elektrische Freileitung installiert – endlich Licht in den Lauben!

1959

Eine Ära geht zu ende

Ende der 50er Jahre musste das beliebte Lokal Hoffmans Restaurant “Café Ruhwald“ an der Spreetalallee weichen – heute steht dort ein Fußballplatz.

1960

Wasser marsch, auch im Winter

1960-1962, in einer großen Gemeinschaftsaktion wurde das gesamte Wassernetz der Kolonie erneuert und frostfest verlegt. Eine Investition in die Zukunft – und in viele gut gewässerte Beete.

1972

Bedroht, aber nicht bezwungen

Die Kolonie stand immer wieder auf der Kippe: Wohnungsbau und Industrie hatten ein Auge auf das grüne Gelände geworfen. Doch dank des Engagements vieler Gartenfreunde konnte der Vorstand nicht nur den Bestand sichern, sondern sogar erweitern! 1972 kamen elf neue Parzellen hinzu, 1976 weitere sechs – alles auf dem früheren Gelände der Gärtnerei Rochlitz.

1973

Ab in die Erde

Im nördlichen Teil der Kolonie wurde die Elektrizität unter die Erde verlegt – Erdverkabelung für mehr Sicherheit und weniger Stolperfallen.

1978

Trockenen Fußes unterwegs

Ein echtes Highlight der Gemeinschaftsarbeit: Der Seitenstreifen der Spreetalallee wurde befestigt. Seither kann man von Spandauer Damm bis Ruhwaldweg auch bei Regen sicher durch die Kolonie spazieren.

1979

Ein Herz für die Gemeinschaft

Am 23. April wurde auf der Jahreshauptversammlung beschlossen: Wir kaufen Parzelle 141 und machen sie zum Vereinsgelände! Mit einem Beitrag von 50 DM waren alle Mitglieder dabei. Die Parzelle wurde flott hergerichtet, und schon am 29. September wurde das 65-jährige Jubiläum mit einem großen Kinder- und Sommerfest gefeiert. 

1980

Technik und Komfort

Ein Jahr nach dem Kauf von Parzelle 141 startete der Bau eines Toilettenhauses – am 13. Mai 1982 wurde es offiziell abgenommen und direkt eingeweiht. Auch im Süden der Kolonie (zwischen Spandauer Damm und Ruhwaldweg) wurde die Stromversorgung unterirdisch verlegt und in Betrieb genommen.

1981

Ein Vertrag für die Zukunft

Am 1. Januar 1981 wurde ein Generalpachtvertrag mit dem Land Berlin geschlossen. Der Vertrag sicherte 53 Parzellen mit insgesamt 18.100 m² Fläche – offiziell als Dauerkleingärten. Laufzeit: bis 2006, mit automatischer Verlängerung, wenn keine Seite kündigt. In den Jahren 1981/82 wurde das neue Vereinsgelände befestigt und mit einem großen Festzelt sowie Tischen und Bänken ausgestattet.

1984

Stolz, Fahne, Feuerfest

Zum 70-jährigen Bestehen gab es endlich eine eigene Vereinsfahne! Der Ausschanktresen wurde modernisiert, ein Hydrant am Wegkreuz Bergweg/Birkenweg installiert – Sicherheit geht vor.

1985

Tanz und Licht

Die Tanzfläche wurde erneuert und die Wegebeleuchtung in Betrieb genommen. Auch die Koloniewege wurden weiter befestigt – für Feste, Spaziergänge und unvergessliche Sommerabende. 

1987

Musik, Mauern, Magie

Im Frühjahr war es soweit: Der neue Musikpavillon war rechtzeitig zum Frühkonzert fertig. Danach wurde das Festzelt abgebaut und das Vereinsgelände durch eine imposante Stützmauer zur Nachbarparzelle hin gesichert. Elektro- und Wasserleitungen wurden verstärkt, das Gelände begradigt und mit einem rustikalen Eingangstor versehen – herzlich willkommen!

1988

75 Jahre Ruhwald – Ein Grund zum Feiern

Zum großen Jubiläum präsentierte sich das neue Vereinsgelände von seiner besten Seite. In Vorbereitung auf die Feier wurde auch das wahre Gründungsjahr – 1913 – korrekt ermittelt und korrigiert. Im Sinne der Stadtplanung schufen wir eine sanfte Ost-West-Durchwegung zur benachbarten Kolonie Golfplatz – ganz im Sinne einer besseren Verbindung vom Ruhwaldpark bis zum Krankenhaus Westend.

Zwischen Baggern und Visionen – Ruhwald wird modern

1991

Wasser marsch auf dem Parkweg

Im Jahr 1991 wurde die Wasserleitung auf dem Parkweg komplett erneuert – ein weiterer Schritt in Richtung moderner Infrastruktur für die Kolonie.

1992

Große Stützmauer, große Aufgabe

Auf Parzelle 96 war Handeln gefragt: Die alte Stützmauer zur benachbarten Kolonie Golfplatz war eingestürzt – die Bauaufsicht verlangte Ersatz. Also errichteten wir eine neue, massive Stützmauer, die bis heute ihren Dienst tut.

1996

Tiefbau im Süden

Im Südbereich der Kolonie – zwischen Spandauer Damm und Ruhwaldweg – begannen wir mit dem Bau der Kanalisation. Ein Mammutprojekt, aber dringend notwendig, um die Kolonie fit für die Zukunft zu machen.

1997

Frisches Wasser im Norden

Auch im Norden blieb kein Rohr alt: Die Wasserleitung wurde teilweise erneuert, damit Gießkanne und Gartenschlauch zuverlässig befüllt werden konnten.

1998

Zwischen Regen und Transrapid
Der Bau der Entwässerungsanlage im Nordbereich startete – doch dann kam der Plan für den Transrapid dazwischen. Das futuristische Projekt ließ unsere Baustellen erst einmal stillstehen. Die Erlösung kam am 5. Februar 2000: Die offizielle Absage – der Transrapid wird nicht gebaut. Statt in Berlin sauste er dann später in China über die Schienen…

1999

Ziel erreicht: Kanalisation komplett

Nach vielen Jahren war es endlich soweit: Die komplette Kolonie war an die Kanalisation angeschlossen. Fast alle Parzellen machten mit – ein Meilenstein für Hygiene, Umwelt und Komfort. Die Initiative ging maßgeblich auf die BI-Ruhwald zurück – ein wichtiger Beitrag zum Umweltschutz im Wasserschutzgebiet.

2000

Ein neues Zuhause für den Verein

Nach so viel Bauarbeit dachten wir: Jetzt wäre eine Pause verdient. Doch da war ja noch das alte Festzelt und das winzige Vereinsbüro von 1931 – beides nicht mehr wirklich zeitgemäß. Also wurde auf Parzelle 143a eine kleine Übergangs-Laube errichtet (20 m²) – unser Vereinshaus auf Zeit.

2002

Herzblut, Muskelkraft und Teamgeist

2002 war es dann soweit: Der Bau eines neuen Vereinshauses wurde beschlossen – und im März legten wir feierlich den Grundstein. Fundament und Rohbau kamen von der Firma Lüdtge-Fertighäuser, der Innenausbau aber? Das übernahmen wir selbst! Mit viel Herzblut, Muskelkraft und Teamgeist gestalteten die Vereinsmitglieder das Haus ganz nach eigenen Vorstellungen – angepasst an die Hanglage des Geländes.

2003

Einweihung mit Sommerfest und Neue Sorgen

Am 31. August 2003 war es soweit: Unser neues Vereinshaus wurde feierlich eingeweiht – natürlich mit einem großen Sommerfest. Ein echtes Schmuckstück, finanziert und mitgebaut von der Gemeinschaft. Im September 2003 erreichte uns eine Nachricht mit Gewicht: Die Deutsche Post hatte vor, das Gelände zu verkaufen, auf dem viele unserer Parzellen lagen. 

2004

Neue Chancen und die Lösung

Anfang 2004 machte die Post dem Bezirksverband Charlottenburg ein offizielles Kaufangebot – zum damaligen Verkehrswert: 50 Euro pro Quadratmeter. Für den Verband ein zu hoher Preis – er lehnte ab.

Statt den Kopf in den Sand zu stecken, handelten wir entschlossen: Zusammen mit der benachbarten Kolonie „Golfplatz“ gründeten wir eine Miteigentümergemeinschaft. Und tatsächlich – wir konnten das Gelände kaufen! Insgesamt 144.010 m² wechselten den Besitzer, davon entfielen 37.400 m² auf die Kolonie Ruhwald. Der Kaufpreis? 20 Euro pro Quadratmeter – ein großer Erfolg.

Nicht jeder Pächter entschloss sich zum Kauf, aber 74 der 104 Parzellen wurden an neue Eigentümer*innen übertragen. Das ehemalige Postgelände war damit weitgehend gesichert – und blieb in den Händen derjenigen, die es am meisten schätzten: den Gärtnerinnen und Gärtnern selbst.

2010

Eigentum mit Brief und Siegel

Der Eintrag ins Grundbuch erfolgte in zwei Etappen: im Mai 2010 und im März 2012. Damit wurde der Traum vom gesicherten Stückchen Grün für viele Realität – und die Kolonie Ruhwald um ein Kapitel reicher.

100 Jahre Ruhwald – und kein bisschen müde

2013

Ein Jahrhundert Gartenliebe

Was für ein Fest: 2013 feierten wir das 100-jährige Bestehen unserer Kolonie Ruhwald! Ein ganzes Jahrhundert voller Gartenglück, Gemeinschaft und Geschichte – das musste gebührend gefeiert werden. Mit Musik, guten Gesprächen, Erinnerungen an frühere Zeiten und dem stolzen Blick auf das, was wir gemeinsam erreicht haben. Vom Gemüseacker zur festen Größe im Stadtgrün – Ruhwald hat sich gemacht. Und wir machen weiter.

2020

Wenn das Vereinsleben Pause macht

Dann kam Corona – und mit ihm eine Zeit der Distanz. In den Jahren 2020 und 2021 mussten unsere traditionellen Jahreshauptversammlungen leider ausfallen. Abstand halten war angesagt, der Garten wurde für viele zum Zufluchtsort im Lockdown. 

2024

Sicher durch den Frost, geschützt vor Flammen

Im Winter 2024/25 ging es wieder richtig zur Sache: Die alten, maroden Wasserleitungen im Birkenweg wurden vollständig erneuert – eine Maßnahme, die längst überfällig war. Doch nicht nur das: Zur Sicherheit aller wurden zusätzlich neue Hydranten installiert. Damit sind wir auch im Ernstfall – etwa bei Bränden – besser gerüstet. Ein großer Schritt für die Infrastruktur und ein noch größerer für das gute Gefühl, in einer Kolonie zu leben, in der vorgesorgt wird.